Wie schwierig die Ermittlung der Ursachen eines Reizdarmsyndroms ist, darüber wurde im Ratgeber Reizdarm mehrfach berichtet (z.B. hier Diagnostik Reizdarm oderhier Lebensmittel-Unverträglichkeiten). Dass ein enger Zusammenhang zwischen dem Verzehr bestimmter Lebensmittel und dem Auftreten von Symptomen des RDS besteht, gilt demnach als erwiesen. Die Frage ist immer nur, wer die Übeltäter im Einzelfall sind. Da sich die Beschwerden oft erst Stunden nach dem Verzehr der Auslöser melden, ist es für die Betroffenen oft schwierig, einen eindeutigen Zusammenhang zu erkennen. Die zeitweise Führung eines Ernährungstagebuches gehört zu den sichersten Wegen, das eindeutig herauszufinden.
Bei vielen ernährungsbedingten Erkrankungen ist ein Ernährungstagebuch unverzichtbare Grundlage für die Gestaltung einer wirksamen Ernährungstherapie. Das gilt auch für das Reizdarmsyndrom. Üblicherweise werden bei der Auswertung der Tagebücher Ernährungsgewohnheiten und ihr Zusammenhang mit bestimmten Beschwerden sehr deutlich. Auf dieser Basis können wirksame diätetische Maßnahmen erarbeitet werden. In der Praxis hat sich die Führung eines 7-Tage Ernährungs- und Symptomprotokolls bewährt. Wie das funktioniert, wird im Folgenden beschrieben.
● Während der Tagebuchzeit sollten die üblichen Ernährungsgewohnheiten unbedingt beibehalten werden. Also bitte nicht auf die kleinen alltäglichen Sünden verzichten. Das Tagebuch soll schließlich ein Abbild der Realität sein und keine „Paradewoche“ protokollieren, in der man sich lehrbuchmäßig ernährt und dadurch eventuelle Auslöser von Beschwerden aus der Kost verbannt. Bitte also keine Scheu davor, auch die „ungesunden“ und dennoch oft heiß geliebten Süßigkeiten, Pommes frites, Bratwürste etc. anzuführen. Es geht schließlich nicht darum, mit dem erhobenen und drohenden Zeigefinger auf die „Verfehlungen“ hinzuweisen, sondern Auslöser Ihrer Beschwerden zu identifizieren.
● Wichtig: Das Protokoll ist nur dann aussagekräftig, wenn die Angaben vollständig, präzise und detailliert sind! Geben Sie deshalb bitte grundsätzlich die genaue Bezeichnung des Lebensmittels (bzw. des abgepackten Produktes aus dem Supermarkt) an sowie möglichst das Gewicht in Gramm oder Milliliter (..es empfiehlt sich, die Lebensmittel im essbaren Zustand abzuwiegen). Falls das im Alltag zu umständlich ist, sind auch ungefähre Mengenangaben wie Tasse, Glas, Teller, kleine/große Portion, Esslöffel, Teelöffel, Scheibe, Stück etc. erlaubt. Übrigens: Häufig werden die Getränke vergessen. Bitte achten Sie gerade hier auf genaue Angaben!
● Führen Sie beim Essen zu Hause auch Zutaten wie Kräuter und Gewürze mit auf. In der Regel ist es schwierig, beim Essen in der Kantine oder im Restaurant Zusammensetzung und Menge zu ermitteln. Wenn möglich, fragen Sie den Koch oder den Service nach den ungefähren Mengen bzw. Portionsgrößen der einzelnen Komponenten, um einen groben Überblick zu bewahren. Besser ist allerdings, während der Phase des Tagebuch-Führens auf das Essen Außer-Haus so weit wie möglich zu verzichten
Vordrucke für das Führen des Ernährungsprotokolls kann man sich im Internet downloaden. Ein Ernährungstagebuch zum Ausdrucken gibt es zum Beispiel hier auf der Website kochenOHNE, dem Rezeptportal für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien. Wer sein Essen und Trinken eine Woche lang sorgfältig protokolliert hat, sollte damit zu einer qualifizierten Ernährungsberatung gehen – am besten zu einer zertifizierten Fachkraft. Wie man die findet, lesen Sie hier im Ratgeber Reizdarm.
Dr. Friedhelm Mühleib
Weiterführende Infos zur Anleitung und Auswertung von Ernährungsprotokollen in einem Artikel der Ernährungstherapeutin Ruth Rieckmann
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