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Reizdarm: Denn sie wissen nicht, wovon sie reden

 
 

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist den Medizinern in vielen Aspekten auch heute noch ein Rätsel. Zu diesem Schluss kommen die Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) im neuen „Weißbuch Gastroenterologische Erkrankungen 2017“ (Ratgeber Reizdarm hat hier darüber berichtet). Im Kapitel zum Reizdarmsyndrom kommen die Gastroenterologen zu dem Schluss: Das RDS wird heute zwar besser verstanden; dennoch ist die genaue Entstehung der Krankheit unklar. Man weiß zwar, dass u.a. Störungen des darmeigenen Nerven- und Immunsystems, der Funktion der Darmwand und auch des Mikrobioms eine Rolle spielen. Im Einzelnen ist die genaue Bedeutung der verschiedenen Faktoren bzw. ihr Zusammenspiel bei der Entstehung des RDS jedoch immer noch unklar. Offensichtlich gehören auch entzündliche Prozesse bzw. Infektionen des Darms zu den wichtigen Auslösern: Intestinale Infektionen können demnach bei zuvor Darmgesunden in 20% der Fälle ein RDS verursachen.

reizdarm - ein rätsel
 
 
 

 
 

Noch viele offene Fragen

In diesem Zusammenhang listet das Weißbuch eine ganze Reihe offener Fragen und Wissenslücken rund um das RDS auf:
• Bis heute gibt es keine international akzeptierte, für den klinischen Alltag ebenso wie für Studien und in allen Gesundheitssystemen anwendbare Definition des RDS. Als ‚Krankheit mit den vielen Gesichtern‘ tritt das RDS von Patient zu Patient mit z. T. völlig unterschiedlichen Symptomen und Beschwerden auf, für deren Einordnung bisher objektive Kriterien noch fehlen.
• Man ist sich noch nicht einmal einig, ob es sich bei dem, was heute als RDS bezeichnet wird, um eine Krankheit handelt oder ob sich dahinter mehrere verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen, aber ähnlichem Krankheitsbild verbergen. Um das herauszufinden, muss die Wissenschaft vor allem die Rolle der beteiligten Faktoren klären: Welche spezifische Rolle spielen Störungen des Mikrobioms, der Darmbarriere, des Immunsystems und des enterischen Nervensystems („Darmhirn“, Nervensystem des Darms) bei der Entstehung eines RDS?
• Die Diagnose RDS ist immer noch eher Ergebnis eines medizinischen Puzzles als Resultat eines gesicherten, systematischen Untersuchungsplans. So heißt es im Weißbuch: „Die Diagnose basiert, in Ermangelung einer klassischen positiven Diagnosesicherung (z.B. anhand eines Biomarkers), nach wie vor auf einer (Ausschluss- )Dif ferentialdiagnostik, deren sinnvoller Umfang kontrovers bewertet wird.“ Praktisch bedeutet das: Wenn alle Erkrankungen mit einem möglicherweise ähnlichen Beschwerdebild ausgeschlossen sind, bleibt das RDS als der Weisheit letzter Schluss auf der Resterampe.

 
 

Therapie: Nichts Genaues weiß man nicht

Die Behandlung des RDS sollte sich auf eine möglichst sichere, nicht spekulative Diagnosestellung stützen, verbunden mit Aufklärung und Beruhigung des Patienten über das Wesen und die gutartige Natur der Störung, heißt es im Weißbuch. Soweit die Theorie. In der Praxis führen jedoch logischerweise all die erwähnten Lücken im Wissen um Entstehung und Ursachen des RDS auch zu großer Unsicherheit bezüglich der Therapie. So stellen die Autoren im Weißbuch jenseits der Wunschvorstellungen fest: „Nahezu alle ‚typischen‘ Therapien sind in ihrer Wirkung unverlässlich und dabei kaum oder nicht evidenzbasiert. Dabei ist der Stellenwert vieler komplementärer, potentiell effektiver Ansätze (Phytotherapeutika, Hypnotherapie etc.) weitgehend unklar. Umgekehrt ist die große Mehrzahl insbesondere der gesichert wirksamen medikamentösen Neuentwicklungen (speziell in Deutschland) entweder nicht fürs RDS zugelassen, nicht erstattungsfähig oder nicht verfügbar.“

Dringender Handlungsbedarf

Nach den Zahlen des Weißbuchs zählt das Reizdarmsyndrom gemeinsam mit der chronischen Verstopfung zu den häufigsten gastroenterologischen Gesundheitsstörungen in der Bevölkerung. ´Die Mediziner gehen so weit, das RDS zusammen mit ähnlichen gastroenterologischen Beschwerden als ‚neue Volkskrankheit‘ zu bezeichnen. Nach den Schätzungen der Wissenschaftler sind derzeit bereits zwischen 4% und 10% der Bevölkerung betroffen sind. Unstrittig ist unter den Experten, dass die Betroffenen ärztliche Hilfe brauchen. Um eine sichere Diagnose und wirksame Therapie der Patienten sicherzustellen, braucht es künftig ganz offensichtlich allerdings noch erheblichen Einsatz in Wissenschaft und medizinischer Forschung.

 

Dr. Friedhelm Mühleib

 
 

 
 

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