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Magensäureblocker: Mit Vorsicht zu genießen!

 
 

Ein Reizdarm kommt selten allein. Mehr als ein Fünftel aller Patienten mit Reizdarmsyndrom leiden gleichzeitig an anderen gastrointestinalen Erkrankungen. Besonders häufig treten Reizdarms und Refluxkrankheit – umgangssprachlich gerne als Sodbrennen bezeichnet - gleichzeitig auf. Bei der Refluxkrankheit (gastroösophageale Refluxkrankheit) bilden Betroffene zu viel Magensäure, die vor allem im Liegen in die Speiseröhre zurückfließt. Wenn der saure Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt, sind Sodbrennen und Schmerzen hinter dem Brustbein die wichtigsten Symptome.

Sodbrennen
 
 
 

 
 

Verbrauch von PPI explodiert

Die wichtigsten Waffen im Kampf gegen die Refluxkrankheit sind eine Umstellung der Ernährung und eine Lebensstiländerung. Da beides Willensstärke und Zeit braucht, greifen viele zur vermeintlich bequemeren Lösung: Mit den Protonenpumpeninhibitoren (PPI), auch Magensäureblocker genannt, verfügt die Medizin über eine Medikamentengruppe, die die Produktion der Magensäure auf chemischem Wege bremst. PPI gehören zu den hierzulande am häufigsten eingenommenen Medikamenten. Nach Angaben des aktuellen Arzneimittelverordnungs-Reports hat sich ihre Verordnung in den zurückliegenden zehn Jahren mehr als verdreifacht und lag 2015 bei rund 3,7 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD, daily defined dose). An der extremen Zunahme der Verordnungen haben demnach Patienten und Ärzte gleichermaßen ihren Anteil. Die meisten Patienten wissen um die Wirkung der PPI und fragen ihre Ärzte oft sehr fordernd danach. Die Ärzte wiederum verschreiben die Präparate oft mit sehr lockerer Hand.

 
 

Dauereinnahme kann zu Abhängigkeit führen

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) befürchtet, dass PPI vielfach auch bei Beschwerden eingenommen werden, für die sie nicht geeignet seien. In jüngster Zeit mehren sich Hinweise, dass eine langfristige Einnahme von PPI mehr Nebenwirkungen verursachen könnte, als bislang bekannt. Eine Dauermedikation sollte deshalb nur unter ärztlicher Betreuung und bei klar abgesicherter Diagnose erfolgen, empfiehlt die DGVS. Zu häufig aber würden Protonenpumpeninhibitoren auch bei Beschwerden angewandt, bei denen ihr Nutzen nicht wissenschaftlich nachgewiesen sei. Hierzu zählt vor allem ein Reizmagen. „Ein Reizmagen-Syndrom ist nicht ganz leicht zu behandeln, denn seine Symptome und die Ursachen sind vielfältig. Aus Mangel an effizienten Therapien wird dann nicht selten auf PPIs zurückgegriffen“, erklärt der Mannheimer Gastroenterologe Prof. Matthias Ebert. Die unkritische Einnahme von PPIs bei unspezifischen und teils auch ernährungsbedingten Magenbeschwerden – etwa Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit – werde zudem dadurch begünstigt, dass die Medikamente auch freiverkäuflich in Apotheken abgegeben würden. Aus dem gelegentlichen Griff zu den PPIs kann schnell eine Dauereinnahme werden. Grund: Beim abrupten Absetzen eines PPI kann es bei manchen Patienten zu einer überschießenden Produktion von Magensäure kommen – dann treten die Symptome, gegen die das Medikament eingenommen wurde, eine gewisse Zeit lang sogar noch verstärkt auf. „Dies führt nicht selten dazu, dass Patienten das Medikament dann weiter einnehmen und langfristig dabei bleiben“, so Ebert.

Erhebliche Nebenwirkungen möglich

In jüngster Zeit mehren sich Hinweise und Studien, dass eine langfristige Einnahme von Magensäureblockern – über mehrere Monate oder sogar Jahre – mit möglichen Nebenwirkungen assoziiert ist. Zu den unter Wissenschaftlern diskutierten möglichen Risiken zählen insbesondere ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und eine Veränderung der Darmflora. Verschiedene Untersuchungen zeigten auch, dass bei langfristiger Einnahme von PPI die Rate an Darminfektionen mit Erregern wie Clostridium difficile oder Campylobacter zunahm. „Hier muss man jedoch betonen: Bei vielen der vermuteten Nebenwirkungen ist die Studienlage bislang noch dürftig und teils auch widersprüchlich“, sagt DGVS-Pressesprecher Prof. Christian Trautwein aus Aachen. Gesicherte Erkenntnisse gebe es bislang kaum – es brauche weitere, aussagekräftige Studien, um die aktuellen Hinweise zu belegen oder zu widerlegen. Was das Risiko für die Darmflora betrifft, kann parallel zur Einnahme von PPI der vorbeugende Schutz der Mikrobiota durch die Einnahme eines Probiozikum sinnvoll sein – ganz gleich ob mit oder ohne gleichzeitigem Reizdarm.

 

Verwendung. So lange wie nötig, so kurz wie möglich

„Die aktuellen Hinweise müssen Anlass dazu geben, die bislang recht unkritische Verschreibung und Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren zu überdenken“, betont Trautwein. Bislang waren PPIs für ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis bekannt, weshalb die Verordnung oft sehr großzügig und die Indikationsstellung recht weit gefasst war – dies muss sich ändern.“ Die DGVS rät: Protonenpumpeninhibitoren sollten nicht langfristig – über mehr als zwei Monate – ohne gesicherte Diagnose, die eine PPI-Therapie zwingend erforderlich macht, eingenommen werden. Hierfür sei etwa ein Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner. Von einer regelmäßigen Einnahme von PPIs ohne ärztliche Überwachung und klare Indikation rät die Fachgesellschaft ab.

Dr. Friedhelm Mühleib

 
 

 
 

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