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So wirken Probiotika bei Reizdarm

Man könnte den menschlichen Darm als eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt bezeichnen: Mehr als 100 Billionen Bakterien plus Pilze und Viren bilden das gastrointestinale Mikrobiom, das ungefähr zwei Kilogramm unseres Körpergewichts ausmacht und eine wichtige Rolle in unserem gesamten Stoffwechsel spielt: Es wirkt unter anderem auf die verschiedensten Verdauungsprozesse, die Synthese von Vitaminen, die Bewegungsfähigkeit unseres Darms, auf Gallenfunktion und Kreislauf der Gallensäuren sowie insgesamt auf die Aktivität unseres Immunsystems. Damit ist der Darm in Verbindung mit dem Mikrobiom das zentrale Kommunikationsorgan zwischen Umweltfaktoren, Stoffwechsel und Immunsystem. Allerdings ist die Flora, die sich bei Gesunden in einem fein aufeinander abgestimmten Gleichgewicht der Arten befindet, ziemlich empfindlich. Wird dieses Gleichgewicht gestört, drohen schwerwiegende Störungen in Form der verschiedensten Darmerkrankungen. Dann können zum Beispiel auch chronische Beschwerden wie etwa das Reizdarmsyndrom auftreten. Eine therapeutische Option sind dann häufig Probiotika sein.

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Mikrobiom – ein Leben lang in Entwicklung

Als Probiotika werden lebende Bakterienstämme in Nahrungsmitteln oder – in konzentrierter Form und höherer Dosis – in Nahrungsergänzungsmitteln bezeichnet, bei denen die Wissenschaft von einer positiven Wirkung auf die Darmgesundheit ausgeht. Durch ihre günstigen Eigenschaften sollen sie die Funktionsfähigkeit eines ‚entgleisten‘ Mikrobioms verbessern und damit verbundenen Erkrankungen entgegenwirken. Was passiert nun dabei? „Das Mikrobiom entwickelt sich ein Leben lang“, erläutert Professor Dr. Stephan Miehlke vom Magen-Darm-Zentrum des Facharztzentrums Hamburg-Eppendorf in seinem Vortrag „Modulation des Darmmikrobioms“ im Rahmen des Medical Tribune-Forums. Die erste Besiedlung des sterilen Darms von Ungeborenen findet schon während der Geburt statt. Für die Zusammensetzung des Darmmilieus spielt dann aber nicht nur die Art der Entbindung eine Rolle. Ernährung, Versorgung mit Prä- und Probiotika, Immunstatus und Medikamente – vor allem Antibiotika – sind wichtige Faktoren in der Folgezeit.


 
 

Breites Wirkungsspektrum

Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, können Probiotika helfen, die aus therapeutischer Sicht der Darstellung von Miehlke zufolge auf mehreren Ebenen gleichzeitig ansetzen:

  • Sie können zur Wiederherstellung des Gleichgewichts im Mikrobiom beitragen, indem sie Krankheitserreger verdrängen.
  • Probiotika können die Darmschleimhaut stärken und diese zum Schutz vor Erregern zu verstärkter Schleimproduktion anregen
  • Die sogenannten Tight Junctions sind der „Kitt“, der das Eindringen von Krankheitserregern zwischen den Zellen der Darmwand wie eine Dichtungsmasse verhindert. Probiotika können diese Barrierefunktion stärken.
  • Sie tragen zur Stärkung des Immunsystem bei, indem sie durch ihren Gehalt an entzündungshemmenden Zytokinen Entzündungen dämpfen und bekämpfen.
  • Probiotika können helfen, die Bewegungsfähigkeit des Darms zu normalisieren und eine Überempfindlichkeit des Nervensystems im Darm dämpfen.
Patienten mit Reizdarmsyndrom besitzen eine deutlich veränderte Darmmikrobiota im Vergleich zu gesunden Personen. Deshalb vermuten Mediziner, dass das Mikrobiom bei dieser Erkrankung eine Rolle spielt und dessen Veränderung die Symptome beeinflussen kann. Den positiven Effekt von Probiotika auf das Reizdarmsyndrom konnten inzwischen zahlreiche Studien belegen.


Dr. Friedhelm Mühleib


Erstellungsdatum am 25.11.2019


Quelle:  Beitrag „Probiotika gegen Reizdarm“ im Online-Portal der Medical Tribune


 
 

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