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Mikrobiom – noch viele Fragen offen

„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Dieser denkwürdige Satz des griechischen Philosophen Sokrates lässt sich fast eins zu eins auf die modernen Wissenschaftler und Mediziner übertragen, die das menschliche Mikrobiom erforschen: Trotz einer unglaublichen Flut von Studien stehen sie mit ihren Erkenntnissen noch immer ganz am Anfang. Zu diesem Schluss kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie unter Leitung von Prof. Patrice D. Cani von der katholischen Universität im belgischen Löwen, einer der weltweit führenden Mikrobiomforscher. Im Resümee warnt Cani warnt davor, voreilige Schlüsse aus den bisherigen Erkenntnissen zu ziehen und mahnt zur Vorsicht, wenn es um die Interpretation von Laborergebnissen hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens geht. Die Ergebnisse der belgischen Forscher sind insbesondere auch für Reizdarmpatienten von großem Interesse, da das Reizdarmsyndrom (RDS) im Grunde immer mit Veränderungen im Mikrobiom einhergeht. Gleichzeitig werden große Hoffnungen in therapeutische Ansätze gesetzt, Reizdarmbeschwerden durch eine Optimierung des Mikrobioms – etwa mit Hilfe von Probiotika – zu lindern.

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Weltweite Flut von Studien

Cani und seine Kollegen haben sich in ihrer Studie zunächst einen Überblick über die Forschung zum Mikrobiom verschafft und zeigen, dass die weltweiten Anstrengungen von Medizin und Wissenschaft zur Erforschung des Mikrobiom in den letzten Jahren geradezu explodiert sind. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass allein im Jahr 2017 weltweit ca. 4000 wissenschaftliche Veröffentlichungen mit Focus auf die Darmflora erschienen sind. Im Zeitraum zwischen 2013 und 2017 zählten die Wissenschaftler insgesamt knapp 13.000 Publikationen mit Bezug zum Mikrobiom. Das entspricht nach den Schätzungen der Forscher ca. 80% aller Studien und Arbeiten, die in den vergangenen 40 Jahren ( seit 1977) weltweit zu Fragestellungen im Zusammenhang mit dem menschlichen Mikrobiom erschienen sind.

 
 

Viele Ergebnisse – wenig Beweise

„Wir leben mit einer enormen Anzahl von Mikroorganismen in unserem Darm, die von Bakterien über Viren bis hin zu Pilzen reichen. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass wir Fortschritte in der Analyse der Zusammensetzung des Mikrobioms und der Schlüsselmetaboliten gemacht haben - inklusive der Entdeckung und Isolierung von neuen bisher unbekannten Bakterien“, sagt Cani. Viele Studien hätten allerdings gezeigt, dass unterschiedliche Ausgangsbedingungen bei gleicher Fragestellung zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen. Bei den meisten Studien handele es sich bis heute um Beobachtungsstudien, deren Ergebnisse keine wirklich ursächlichen Zusammenhänge erklären. In diesem Zusammenhang mahnt der Wissenschaftler komplexere Studien zur Erforschung echter Kausalitäten an und warnt davor, aus einfachen Kausalitäten Zusammenhänge zwischen einer bestimmten Zusammensetzung des Mikrobioms und den verschiedensten Krankheiten zu konstruieren: „Der Vergleich des Mikrobioms von gesunden und kranken Menschen kann zum Beispiel zu dem falschen Urteil führen, dass ein bestimmtes Bakterium ursächlich für die Entstehung oder Vermeidung einer Erkrankung verantwortlich ist. Tatsächlich ist eine solche Schlussfolgerung unmöglich ohne die gleichzeitige Betrachtung von wichtigen Begleitfaktoren. So sind Ernährungsgewohnheiten, Einnahme von Medikamenten, Stuhlgang und Darmmotilität nur einige Faktoren, die die Zusammensetzung der Mikrobiota beeinflussen und die deswegen in entsprechenden Untersuchungen berücksichtigt werden müssen.“

Die Zukunft wird große Fortschritte bringen

Sowohl Endverbraucher als auch Angehörige von Heilberufen sollten Cani zufolge voreilige Schlüsse vermeiden, wenn neue Studien wieder einmal Unterschiede in der Zusammensetzung des Mikrobioms bei Gesunden und Kranken entdecken und diesen Unterschied dann für die Entstehung der jeweiligen Krankheit verantwortlich machen. Cani warnt vor allem auch Wissenschaftlern und Mediziner vor der Fehlinterpretation neuer Daten und vor der Erwartung einer direkten Übertragbarkeit der Ergebnisse komplexer Laborergebnisse in die therapeutische Praxis. Den großen Einfluss des Mikrobioms auf die menschliche Gesundheit und die positive Wirkung der vielen nützlichen Mikroorganismen in der Darmflora zieht der Wissenschaftler dabei nicht in Zweifel. Reizdarmpatienten dürfen den Schluss daraus ziehen, dass eine gute Versorgung z. B. mit probiotischen Bakterien nach wie vor sinnvoll ist, dass diese aber bei verschiedenen Personen unterschiedlich wirken können und dass es keine individuelle Garantie für ihre Wirksamkeit gibt.


Dr. Friedhelm Mühleib


Erstellungsdatum 31.10.2019

 
 
 

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