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Die Rolle der Darmflora beim Reizdarm

 
 

Das Mikrobiom bzw. die Mikrobiota des Darmes steht im Fokus zahlreicher Studien. Klar scheint zu sein, dass die Darmflora, d.h. die Bakterien, die sich im Darm befinden, einen großen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen haben. Auch beim Reizdarmsyndrom (RDS) scheint dies der Fall zu sein. Was weiß man aktuell über die Wechselwirkungen von Mikrobiom und RSD?

Darüber sprach Dr. Friedhelm Mühleib, Ernährungswissenschaftler, Fachjournalist und Autor des Ratgeber Reizdarm, mit Sabine Jossé, der Herausgeberin der Website MeinAllergiePortal.

Im Folgenden der erste Teil des Interviews:

Die Darmflora
 
 
 

 
 

MeinAllergiePortal: Herr Dr. Mühleib, was weiß man über die Zusammenhänge zwischen dem Reizdarmsyndrom und unserer Darmflora?

Dr. Mühleib:

Nicht umsonst wird das Reizdarmsyndrom (RDS) auch als Krankheit mit den vielen Gesichtern bezeichnet. Genauso komplex wie die Symptome des RDS sind auch seine Ursachen: Die Ermittlung der Ursachen gleicht beim Reizdarm oft einem detektivischen Puzzle, bei dem die verschiedensten Faktoren eine Rolle spielen können. Angefangen von Störungen der Darmbarriere mit Mikroentzündungen in der Darmwand über gastrointestinale Infektionen, Hyperaktivität des enterischen Nervensystems und psychosomatische Faktoren bis hin zu einer gestörten Darmflora gibt es eine Vielzahl von möglichen Ursachen für das RDS. Oft führt erst das gleichzeitige Auftreten mehrerer möglicher Ursachen zur Manifestation eines RDS. Was den Zusammenhang zwischen Reizdarmsyndrom und Mikrobiom betrifft, gibt es viele Hypothesen und Vermutungen, aber noch wenig gesichertes Wissen. Es gilt als sicher, dass es Zusammenhänge gibt. Wie die im Einzelnen aussehen, ist allerdings noch weitgehend unklar. Hier erhofft sich die Wissenschaft in den kommenden Jahren noch viele Erkenntnisse - verbunden mit der Hoffnung auf einen Durchbruch in der Therapie des RDS.

 
 

MeinAllergiePortal: Das Mikrobiom des Darms setzt sich aus einer Vielzahl von Darmbakterien zusammen. Ist es bekannt, ob sich dieses Mikrobiom bei Reizdarmpatienten vom Mikrobiom gesunder Menschen unterscheidet und inwiefern?

Dr. Mühleib:

Tatsächlich weist die Zusammensetzung des Mikrobioms von Reizdarmpatienten z. T. erhebliche Unterschiede zu dem gesunder Menschen auf. Noch ungeklärt ist allerdings die Frage: Ist es das veränderte Mikrobiom, was ein RDS ausgelöst oder führt ein manifestes RDS zu Veränderungen im Mikrobiom? Studien zur Zusammensetzung der Darmflora von Reizdarmpatienten im Vergleich mit der gesunder Menschen konnten signifikante Unterschiede finden. So ist das Vorkommen von Proteobakterien und Bakterien des Stammes Firmicutes beim Reizdarm erhöht. Acinobacter, Bacteroides und Bifidobakterien sind verringert. Der Stuhl von Reizdarm-Patienten zeigt eine geringere Diversität von Bakterien als der Stuhl eines Gesunden, während gleichzeitig ganz bestimmte Bakterienstämme wie Veillonella und Lactobacillus stark vermehrt sind. Einige Bakteriengruppen scheinen sich beim RDS also besonders stark zu vermehren. Was das genau für die Krankheitsentstehung und –behandlung bedeutet, ist bisher noch nicht bekannt.

 
 

MeinAllergiePortal: Welche Rolle könnten Probiotika bei einer gezielten Beeinflussung des Mikrobioms spielen?

Dr. Mühleib:

Vorläufig kann man sich nur auf die Erkenntnisse aus einer immer größeren Anzahl von randomisierten kontrollierten Studien stützen, die zeigen, dass z.B. der Einsatz bestimmter Bakterienstämme über probiotische Präparate hilft. Die kausalen Zusammenhänge sind jedoch nach wie vor unverstanden. Man sieht, dass der Einsatz von Probiotika helfen kann, versteht aber im Einzelnen den Wirkmechanismus noch nicht. Wichtig ist hier auch das Wörtchen ‚kann‘: Niemand kann eine Garantie dafür geben, dass eine Veränderung der Mikrobiota z.B. über den Einsatz von Probiotika zur Linderung der Symptome führt. Andererseits ist positiv anzumerken: Die Tatsache, dass der Einsatz von Probiotika auf eine gestörte Darmflora helfend wirken und RDS-Symptome prinzipiell lindern kann, hat inzwischen dazu geführt, dass der Einsatz von Probiotika als evidenzbasierte Therapieoption fester Bestandteil in zwei Leitlinien - Obstipation und Reizdarm - ist.

 
 

 
 

Das Original des Interviews ist erschienen auf Mein Allergie Portal. Dort finden Interessierte im Rahmen der Allergie Informationen viele weitere nützliche Information rund Reizdarm, Darmflora, Ernährung und Prä- bzw. Probiotika.


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