Schon geht der Darmkrebsmonat März zu Ende – kein Grund, den
Darmkrebs aus dem Auge zu verlieren, denn ein Tumor wächst schließlich unbeeindruckt weiter. Gerade Menschen, die vom Reizdarmsyndrom betroffen sind, wissen, wie wichtig die Pflege und Erhaltung der Darmgesundheit ist. Über einen Zusammenhang zwischen Reizdarmsyndrom und gehäuftem Auftreten von Darmkrebs liegen zwar keine gesicherten wissenschaftlichen Daten vor. Trotzdem empfiehlt sich bei chronischen Reizdarmbeschwerden auch in puncto Darmkrebs besondere Vorsicht. Wenn immer noch viel zu wenige Menschen die Vorsorgemöglichkeiten nicht nutzen, liegt das auch daran, dass zu Darmkrebs und zur Darmkrebsvorsorge ganz viele Irrtümer kursieren. Im Sinne einer besseren Aufklärung haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) Antworten auf die wichtigsten Fragen und Irrtümer zur Darmkrebsvorsorge zusammengestellt:
Darmkrebs ist bei Männern nach Prostata- und Lungenkrebs die dritthäufigste und bei Frauen nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. In den letzten Jahren starben jährlich rund 25 000 Menschen an Dickdarm- beziehungsweise Mastdarm- oder Enddarmkrebs.
Darmkrebs wächst sehr langsam, meist über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren. Im Anfangsstadium verursacht er kaum Beschwerden. Wenn diese auftreten, ist der Krebs oft schon weit fortgeschritten oder hat Metastasen gebildet. Dabei ist keine andere Vorsorgemöglichkeit so effizient wie die Darmkrebsvorsorge. Denn während einer Darmspiegelung erkennt der Arzt Krebsvorstufen oder Polypen, aus denen sich ein bösartiger Tumor entwickeln kann und entfernt diese, bevor der Krebs überhaupt entsteht. Bei frühzeitiger Diagnose liegen die Heilungschancen bei 85 bis 95 Prozent; wird der Krebs spät entdeckt, sinken sie deutlich.
Seit April 2017 erstatten die Krankenkassen für Versicherte ab 50 Jahren den immunologischen Stuhltest iFOBT, der sich als zuverlässiger erwiesen hat, als der bisherige sogenannte Guajak-Test (gFOBT). Wenn beim iFOBT Blutspuren im Stuhl entdeckt werden, empfiehlt sich eine Darmspiegelung. Ab dem 55. Lebensjahr empfehlen die Kassen jedem Bürger die Darmspiegelung als Vorsorge. Ist der Befund unauffällig, sollte sie nach zehn Jahren wiederholt werden. Gemäß Beschluss des Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes werden Versicherte zukünftig per Brief zur Vorsorge eingeladen, um noch mehr Menschen dazu zu motivieren, die Vorsorgemöglichkeiten zu nutzen. Wie man dieses Einladungsverfahren noch effizienter gestalten kann, zeigen die Niederländer: Dort wird mit der Einladung gleich der iFOBT an die Versicherten verschickt. Etwa 75 Prozent der Angeschriebenen senden dort den Stuhltest an Labors zurück – eine erfreulich hohe Rücklaufquote, die wir auch in Deutschland anstreben sollten.
Dank der Verabreichung eines Beruhigungsmittels – Sedierung genannt – verläuft eine Darmspiegelung völlig stress- und schmerzfrei. Sie wird ambulant durchgeführt und der Patient wird zu Beginn der Untersuchung in einen Dämmerschlaf versetzt, aus dem er erst nach deren Ende wieder geweckt wird. Durch den Einsatz von CO2 während der Darmspiegelung kann heute zudem der unangenehme Blähbauch nach der Untersuchung verhindert werden.
An einer gründlichen Darmreinigung – also dem Abführen vor der Untersuchung – führt kein Weg vorbei. Häufig kommt es vor, dass der Darm von Patienten nicht gründlich genug gereinigt ist. Dann kann der Arzt Polypen oder andere Auffälligkeiten im Darm nur schwer erkennen. Neue Studien zeigen, dass für eine optimale Darmreinigung das Abführen in zwei Etappen am effektivsten ist. Dabei sollten die Patienten auf zwei Tage verteilt eine Poly-Ethylen-Lösung zu sich nehmen. Bereits in den Tagen zuvor ist außerdem ballaststoffarme Kost angesagt. Mitunter im Internet angepriesene Mittel zur „sanften Darmreinigung“ sind für die Vorbereitung einer Darmspiegelung nicht empfehlenswert, weil sie den Darm nicht gründlich genug säubern.
Tatsächlich begünstigt der Verzehr von viel rotem Fleisch und fetten sowie kohlenhydratreichen Speisen die Entstehung von Darmkrebs. Experten empfehlen deshalb eine ballaststoffreiche Kost, damit sich die Nahrung möglichst schnell durch den Darm bewegt. Auch ausreichende Bewegung trägt dazu bei. Bestimmte Schadstoffe in der Nahrung wie Nitrosamine, die beim Braten von gepökelten und geräucherten Wurst- und Fleischwaren entstehen, zählen ebenso zu den Risikofaktoren.
Darmkrebs kann jedoch auch erblich bedingt sein: Bei etwa 20 Prozent der Darmkrebsfälle gibt es entsprechende Erkrankungen bereits in der Familie. Verwandte ersten Grades von Darmkrebspatienten haben ein etwa doppelt so hohes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Menschen ohne diese “familiäre Vorbelastung“. Sie sollten deshalb frühzeitig – zehn Jahre vor dem Diagnosealter ihres Angehörigen – eine erste Darmspiegelung durchführen lassen.
Das Erkrankungsrisiko ist bei Männern höher als bei Frauen, sie erkranken im Durchschnitt auch früher. Deshalb wird derzeit darüber nachgedacht, Männern bereits ab dem Alter von 50 Jahren eine Darmspiegelung zu empfehlen.
Redaktion Ratgeber Reizdarm
Quelle: Pressemitteilung der DGVS
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